Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt die traditionelle Fastenzeit. Hat das 40-tägige Fasten bis zum Gründonnerstag ursprünglich religiöse Hintergründe, so ist es in letzter Zeit vor allem im Zusammenhang mit der Gesundheit immer öfter ins Gespräch gekommen. Kein Wunder: Immer mehr Studien belegen die positiven Auswirkungen des Verzichts auf Körper und Geist.

War es in früheren Zeiten gar nicht so ungewöhnlich zum Ende des Winters zu fasten, wo die Vorräte knapp wurden, ist uns in unserer Wohlstandszeit das Bewusstsein für Enthaltsamkeit und Verzicht zunehmend abhanden gekommen. Längst ist es selbstverständlich, dass wir alle Lebensmittel das ganze Jahr zu jeder Zeit im Überfluss zur Verfügung haben.

Die dramatische Zunahme von Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Forschungen rund um unsere Ernährungsgewohnheiten auf den Weg gebracht, auch die Erkenntnisse rund um den menschlichen Hormonhaushalt haben sich zunehmend erweitert. So sind heute etwa die Auswirkungen von Zucker im Übermaß auf die Gesundheit und die häufige Insulinresistenz hinlänglich bekannt. Selbst die Ernährungspyramide wurde 2018 überarbeitet (siehe dazu AGES).

Fasten: Urlaub für den Organismus

Die Angebote für Fastenwochen und Aufenthalte in speziellen Fastenhotels nehmen jährlich zu, wenngleich eine Woche der Enthaltsamkeit unter ärztlicher Begleitung mit sanftem Bewegungsprogramm nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele eine Pause bietet. Dabei wird der Organismus durch eine Verdauungspause entlastet, und auch der Geist kommt zur Ruhe. Fastende berichten, dass sie nach der sogenannten Fastenkrise der ersten Tage eine Hochstimmung und ein Gefühl von Leichtigkeit erleben. Der Körper entwässert und befreit sich von Giftstoffen, und wenngleich ein Gewichtsverlust nicht der primäre Grund für eine Fastenwoche sein sollte, so ist er doch ein meist sehr erfreulicher (Neben)Effekt.

Fasten zum Abnehmen

Autophagie: Müllverbrennung mit Recycling-Faktor

Jüngste Erkenntnisse und Studien bringen einen neuen Ansatz zum Fasten, der zurzeit in aller Munde ist. Das „intermittierende Fasten”, auch Intervallfasten, bezeichnet einen rhythmischen Wechsel von Essens- und Fastenzeiten. Die gängigsten Varianten sind dabei 16/8 (16 Stunden fasten, in einem Zeitfenster von acht Stunden die tägliche Kalorienaufnahme zu sich nehmen), Alternate Day Fasten (ADF) wird oft in Forschungsstudien verwendet (an jedem zweiten Tag 24 Stunden fasten), aber auch abweichende Intervalle sind möglich.

Wurden diese alternierenden Fastenformen lange Zeit eher kritisch betrachtet, so hat die Erforschung der Autophagie des japanischen Zellbiologen Ōsumi Yoshinori, der 2016 dafür mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde, ein völlig neues Licht in das Thema gebracht. Autophagie (griech. auto- für selbst und phagein für essen) steht also wörtlich für „sich selbst fressen”, und beschreibt damit einen lebensnotwendigen Prozess, der in unserem Organismus laufend stattfindet. Dabei werden geschädigte, entartete und funktionslose Proteine und Zellbestandteile, aber auch Viren, Bakterien und andere Eindringlinge erkannt, in Brauchbares und Unbrauchbares sortiert und – je nachdem – ausgeschieden oder für die Zellerneuerung herangezogen. Autophagie beschreibt damit sozusagen unsere ausgeklügelte körpereigene Müllverbrennungs- und Recycling-Anlage. Sowohl bei Infektionen, bei der Entstehung von Tumoren und anderen Krankheiten, aber auch bei unserem Alterungsprozess spielt der Vorgang der Autophagie eine wichtige Schlüsselrolle.

Fasten als Jungbrunnen

Fasten als Jungbrunnen

Im Gegensatz zu Diäten geht es beim Fasten nicht ausschließlich um eine Gewichtsabnahme, sondern in erster Linie um Entgiftung, Ausscheidung und Regeneration. Und darum, den Körper im Prozess der oben genannten Autophagie zu unterstützen. Eine 16-stündige Fastenpause hat sich in vielen Fällen als ideal erwiesen, wobei das je nach persönlichen Vorlieben und Lebensumständen bedeuten kann, dass das Frühstück entfällt und die letzte Mahlzeit abends gegen spätestens 20 Uhr erfolgt, oder umgekehrt das Abendessen entfällt und gefrühstückt werden kann.

Dabei will diese Fastenpause nicht als Diät verstanden werden, denn in den acht Stunden Essenszeit kann völlig normal gegessen werden. In den Fastenphasen allerdings stellt der Organismus zur Energiegewinnung auf Fettverbrennung um. Aus Mangel an Nahrungszucker bildet er sogenannte Ketone (Ketokörper), die ihm als Energiequelle dienen.

Der Fastenstoffwechsel

Die Umstellung des Organismus auf Autophagie, also auf diese „innere Ernährung”, erfolgt in Schritten: Zuerst werden gespeichertes Glykogen aus der Leber sowie gespeicherte Kohlehydrate verwertet, sind diese Reserven verbraucht, werden vorübergehend vermehrt Eiweißreserven wie Enzyme des Verdauungstrakts und sogenannte Defekt-Enzyme zur Energiegewinnung verwendet. Rasch wird dann allerdings – vor allem bei übergewichtigen Personen – die Fettverbrennung in Form von Fettspaltung der Fettsäuren sowie Glycerin und Ketonen als Energielieferanten erhöht, und ein Eiweiß-Sparmechanismus tritt in Kraft. Sobald sich das Gehirn – als größter Energieverwerter – auf die Versorgung mit Ketokörpern umgestellt hat, steigert sich die Fettverbrennung auf bis zu 95 %

Fastenphasen unterstützen

Besonders wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um dem Organismus ein schnelles Ausscheiden der ausgelösten Gift- und Müllstoffe zu ermöglichen. Zu empfehlen sind dazu Wasser und Kräutertee, zu verzichten ist in jedem Fall auf zucker- und alkoholhaltige Getränke!

Auch geruhsame Nächte sind wichtig, vor allem, wenn man mit dem Fasten auch eine Gewichtsabnahme erreichen möchte. Wer in den Nächte nicht ausreichend schläft, senkt so den Leptinspiegel (Hormon, das Sättigung signalisiert) und erhöht den Gegenspieler Ghrelin (das Hungerhormon)! Fastenphasen und Abnehmvorhaben werden so durch Heißhungerattacken erschwert!

Fasten-Yoga-Retreat

Die Gesundheitspädagogin und Fastenleiterin Angelika Hager und die Yoga-Lehrerin Sibylle Langauer laden vom 4. bis 11. Mai zum Fasten-Yoga-Retreat in den Wolfsberghof im Mostviertel. Hatha-, Yin- und Faszienyoga unterstützen die Fastenden in dieser Woche in all diesen Prozessen, helfen, Giftstoffe und Schlacken schneller abzubauen und im Körper zu neuer Leichtigkeit und Beweglichkeit zu finden. Damit wird das Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele wunderbar gefördert.

Fasten-Yoga-Urlaub nach der Buchingermethode am Wolfsberghof im Mostviertel für bis zu 20 Personen mit Interesse an Natur, Körperarbeit/Yoga, Spiritualität. An einem ganz besonderen Kraftplatz inmitten herrlicher Natur liegt der Wolfsberghof. Im naturbelassenen, einfachen und besonders liebevoll gestalteten Ambiente dürfen wir biologische natürliche Fastenkost und Yoga genießen.

Alle Informationen und Anmeldung: www.chakrawerkstatt.at

¹ Quelle: Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e.V. – Michalsen A, Li C.: Fasting Therapy for Treating and Preventing Disease – Current State of Evidence. Forsch Komplementmed. 2013;20(6):444-53. doi: 10.1159/000357765. Epub 2013 Dec 16